Steuern zahlen für ein Stipendium? Eher die Ausnahme als die Regel

Wer im Studium ein Stipendium ergattern konnte, freut sich logischerweise erst einmal über die finanzielle Förderung. Da es sich jedoch um eine Einkommensform handelt, stellt sich für viele Studenten die Frage, ob man die Leistungen des Stipendiums versteuern muss oder nicht. Hier können wir dich erst einmal erleichtern: in den allermeisten Fällen bleibt das Geld aus dem Stipendium steuerfrei. Woran das liegt und unter welchen Bedingungen du das Geld doch versteuern müsstest erfährst du bei uns.

• Die rechtliche Grundlage ist § 3 Nr. 44 EStG.
• Der Förderzweck muss Ausbildung oder Forschung sein.
• Es darf keine Gegenleistung verlangt werden.
• Die Förderung darf nicht zu hoch ausfallen.
• Das Stipendium muss nach objektiven Richtlinien vergeben werden.
• Steuerfreie Stipendien müssen meist nicht in der Steuererklärung erscheinen.
• Gründerstipendien wie EXIST sowie Stipendien mit Arbeitsverpflichtung sind steuerpflichtig.

Die Mittel aus einem Stipendium stammen in der Regel von einer öffentlich anerkannten Institution, wie zum Beispiel einer öffentlichen Stiftung. Sie haben den Zweck, dein Studium oder die dahinterstehende Forschung durch finanzielle Unterstützung zu fördern. Die Mittel des Stipendiums sind nach §3 Nr. 44 EStG in der Regel steuerfrei, sofern sie unmittelbar aus öffentlichen Leistungen stammen.

Damit du dieses Geld auch wirklich steuerfrei erhältst, sind allerdings folgende Voraussetzungen nötig:

• Förderzweck: Das Stipendium dient der Förderung von Forschung oder der wissenschaftlichen/künstlerischen Aus- oder Fortbildung.
• Keine Gegenleistung: Es besteht keine Verpflichtung zu einer bestimmten wissenschaftlichen, künstlerischen oder arbeitnehmerähnlichen Tätigkeit.
• Angemessene Höhe: Die Förderung deckt lediglich den notwendigen Lebensunterhalt und Ausbildungsbedarf, ohne diesen wesentlich zu überschreiten.
• Vergabe nach Richtlinien: Das Stipendium wird nach festgelegten Richtlinien vergeben, die eine objektive und einheitliche Auswahl sicherstellen.

Beispielsweise hat der Bundesfinanzhof (BFH) entschieden, dass Leistungen aus dem Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) steuerfrei sein können, sofern sie die genannten Voraussetzungen erfüllen

Stipendien aus privatrechtlichen Stiftungen sind nur dann steuerfrei, wenn die Stiftung über Vergaberichtlinien verfügt, die dafür sorgen, dass die Stipendien nach einheitlichen, vom Einzelfall losgelösten, Kriterien vergeben werden. Die Stipendienvergabe muss also objektiv und neutral erfolgen.

Wie bereits erwähnt ist ein Stipendium unter Umständen nicht steuerfrei. Diese Fälle sind selten, kommen jedoch häufig aus den folgenden Gründen zustande:

• Förderzweck außerhalb von Forschung/Ausbildung: Das Stipendium dient nicht der Förderung von Forschung oder Ausbildung, sondern beispielsweise der Unternehmensgründung.
• Gegenleistung erforderlich: Es besteht eine Verpflichtung zu einer bestimmten wissenschaftlichen, künstlerischen oder arbeitnehmerähnlichen Tätigkeit.
• Unangemessene Höhe: Die Förderung übersteigt den notwendigen Lebensunterhalt und Ausbildungsbedarf erheblich.

Da ein Stipendium nach §3 Nr. 44 EStG normalerweise nicht steuerpflichtig ist, wird es in den meisten Fällen in der Praxis von Studierenden nicht angegeben. Willst du jedoch auf Nummer sicher gehen, kannst du dein Stipendium bei gängigen Programmen wie WISO oder Elster in der Steuererklärung unter „steuerfreie Aufwandsentschädigungen aus öffentlichen Kassen“ eintragen.

Dort vermerken solltest du den oben genannten Paragrafen und darauf verweisen, dass es sich um ein steuerfreies Stipendium handelt. Des Weiteren kannst du bei dem Geber deines Stipendiums eine entsprechende Bescheinigung anfordern. Diese wird jedoch in vielen Fällen automatisch bei Stipendienvergabe mitgegeben.

Wie bereits erwähnt, sind Stipendien aus öffentlicher Hand steuerfrei. Zu diesen Einrichtungen zählen staatliche, zwischenstaatliche und sogenannte überstaatliche Institutionen. Folgend findest du einige aufgelistet:

• Avicenna Studienwerk
• Cusanuswerk Bischöfliche Studienförderung
• Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk
• Evangelisches Studienwerk Villigst
• Friedrich Ebert Stiftung
• Friedrich Naumann Stiftung
• Hanns Seidel Stiftung
• Hans Böckler Stiftung
• Heinrich Böll Stiftung
• Konrad Adenauer Stiftung
• Rosa-Luxemburg Stiftung
• Stiftung der deutschen Wirtschaft (SDW)
• Studienstiftung des deutschen Volkes

Diese Stipendien werden in der Regel nach festen Richtlinien vergeben und erfüllen die Voraussetzungen für die Steuerfreiheit gemäß § 3 Nr. 44 EStG.

Die Liste der steuerpflichtigen Stipendien ist deutlich übersichtlicher, jedoch konnten wir Dir nach einiger Recherche auch hier ein paar Beispiele heraussuchen:

• Heisenberg-Programm: die Höhe des Stipendiums richtet sich nach dem Gehalt des Hochschullehrers, daher ist es nicht steuerfrei
• EXIST-Gründerstipendium: das Stipendium ist ebenfalls steuerpflichtig, da es Gründer/-innen fördert und somit keinem Forschungszweck dient
• Butenandt-Stipendien: diese Stipendien von der Max-Planck-Stiftung müssen auch versteuert werden

Zusätzlich sind viele Stipendien von privatrechtlichen Stiftern steuerpflichtig. Du solltest bei einer Zusage zu einem solchen Programm definitiv den Stifter nach der steuerlichen Behandlung fragen.

Auch MLP vergibt Stipendien an engagierte Studierende aller Fachrichtungen und bietet das „Medical Excellence“-Programm für Medizinstudierende im klinischen Abschnitt. Bewerben können sich besonders leistungsstarke oder gesellschaftlich engagierte Personen ab dem dritten Semester.

Die steuerliche Behandlung von Stipendien hängt maßgeblich von deren Zweck, Höhe und Bedingungen ab. Stipendien, die der Förderung von Forschung oder Ausbildung dienen, keine Gegenleistung erfordern und angemessen hoch sind, sind in der Regel steuerfrei. Dagegen sind Stipendien, die zur Unternehmensgründung dienen oder an eine Arbeitsverpflichtung gebunden sind, steuerpflichtig. Es empfiehlt sich, bei Erhalt eines Stipendiums die steuerlichen Aspekte frühzeitig zu klären und gegebenenfalls fachlichen Rat einzuholen.