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Datum
17.06.2025

Mental Load: Was steckt hinter der unsichtbaren Mehrarbeit?

Das arbeitsaufwendige Studium wird von vielen Studierenden mit einem Nebenjob kombiniert und als wäre das nicht strapazierend genug, tauchen dann auch noch Alltagsaufgaben und soziale Kontakte im Terminkalender auf. Es kommt oft schnell dazu, dass sich Verantwortlichkeiten über längere Zeit häufen. Das permanente Übernehmen von Aufgaben und der Druck, an alles denken zu müssen, führt zu Stress. Wer diesem dauerhaft ausgesetzt ist oder keine hinreichende Hilfe bei der Bewältigung erhält, leidet bereits unter mentaler Überlastung – Mental Load genannt.

Mental Load: Was steckt hinter der unsichtbaren Mehrarbeit? / MLP Financify / Studentin beim Lernen in der Bib wirkt überfordert und gestresst
(GettyImages/PeopleImages)

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Studium, Nebenjob und allgemeinen Alltag häufen sich To-dos und Termine über einen längeren Zeitraum schnell an. Die daraus resultierende mentale Belastung nennt sich Mental Load.
  • Mental Load führt zu kognitiver Überforderung, auch in den kleinsten Alltagssituationen.
  • Frauen sind oft mehr betroffen als Männer, da sie sich schnell Aufgaben geben, die nicht in ihren mentalen Kapazitäten liegen.
  • Mit offener Kommunikation und geplanten Ruhepausen gelingt es, den Mental Load nachhaltig zu reduzieren

Mental Load betrifft vor allem die „unsichtbaren“ Aufgaben im Alltag

Am Donnerstag steht die nächste Prüfung an, der Wocheneinkauf muss erledigt werden, für die WG-Party am Wochenende müssen noch Getränke her und eigentlich bist du auch mit dem Küchenputz dran. Dann wollen die Eltern angerufen werden und die Beziehungsperson muss du auch regelmäßig daran erinnern, den Müll mit nach draußen zu nehmen. Auf dem Weg zur Uni stellst du fest, dass auch dein Fahrrad den Geist aufgegeben hat und repariert werden muss.

Was hier nach einer stressigen Woche klingt, kann unter Umständen schnell zum Dauerzustand werden. Kommen ständig mehr Aufgaben dazu, stauen sich die To-dos im Hinterkopf immer weiter auf. Und ehe man sich versieht, kann der Mental Load schnell zu Überforderung und hoher Belastung führen.

Ab einem gewissen Punkt spürst du dann unweigerlich das Gefühl, keine Kraft mehr zu haben. Denn wird der Mental Load zu groß, fühlen sich auch kleinere und überschaubare Aufgaben riesengroß an. Es kann sein, dass es bereits genügt, an das Blumengießen oder Frühstück machen zu denken, um Überforderung zu spüren. Verschlimmert wird der Mental Load vor allem dadurch, dass die betroffene Person diesen meist allein trägt.

Überlastung durch den Freundeskreis

Freundinnen und Freunde sorgen in der Regel dafür, dass es dir besser geht und du vom stressigen Alltag runterkommst. Doch Mental Load macht auch vor dem Freundeskreis nicht halt. Wer sich ständig um Geburtstagsgeschenke kümmern oder den nächsten Cocktail-Abend planen muss, kann sich ebenfalls überladen fühlen. Zusammen mit dem umfangreichen Lehrplan kann es dann oft schwierig sein, die Work-Life-Balance richtig zu managen .

Vor allem Frauen leiden unter Mental Load

Eine Studie der Universität Potsdam aus dem Jahr 2023 hat 4.211 Personen zwischen 23 und 65 Jahren und deren Erfahrungen mit Mental Load erforscht. Dabei wurden 21 Aufgaben und Bereiche im Alltag abgefragt und wie diese zu Hause üblicherweise aufgeteilt werden. Die Forschenden konnten erkennen, dass es überwiegend Frauen sind, die Aufgaben übernehmen, für die sie in dem Moment zu wenige mentale Kapazitäten haben. Hierbei macht es keinen Unterschied, ob sie berufstätig sind oder nicht. In nur drei Bereichen übernehmen Männer der Studie nach den Großteil der Anforderungen, und zwar bei den Themen: Finanzen, Reparaturen oder Kontakt mit Handwerkern.

Auch Care-Arbeit sorgt für Mental Load

Care-Arbeit umfasst generell die unbezahlte Hausarbeit und die Pflege von Kindern oder Verwandten. Das beinhaltet auch die Beziehungspflege, also beispielsweise den Kontakt zu den Eltern und Freundinnen und Freunden aufrechtzuerhalten. Die mentale Last, die Gefühlsarbeit, ein offenes Ohr für Nahestehende und das permanente Finden neuer Lösungsansätze mit sich bringt, ruht in den meisten Fällen immer noch auf den Schultern von Frauen.

Was gegen Mental Load helfen kann

Was zunächst nach einer phasenweisen Überlastung klingt, ist unter Umständen der Beginn eines Burnouts oder einer Depression. Doch es gibt Strategien, mit denen Mental Load vermieden werden kann. Wer beispielsweise merkt, dass angesetzte WG-Feier zu viel ist, sollte sich vielleicht lieber Ruhe gönnen und nicht hingehen. Auch wenn du Angst hast, etwas Wichtiges zu verpassen, ist die mentale Gesundheit wichtiger, und die nächste Party kommt bestimmt. Der wichtigste Punkt ist jedoch die Kommunikation:

  • Ein Gespräch mit der WG oder den Freundinnen hilft, um auszudrücken, dass dieses Mal nicht du es bist, die sich um das Geburtstagsgeschenk oder die Organisation des Mädels-Trips kümmern kann und will.
  • In der Beziehung klarmachen, dass auch die Beziehungsperson an die Reisetasche für den geplanten Urlaub oder den nächsten Einkauf denken muss.
  • Auf To-do-Listen nur die wirklich wichtigen Dinge vermerken, um nicht gleich auf den ersten Blick überfordert zu sein.

Diese Art der Kommunikation bewirkt allerdings nichts, wenn nur einmalig auf Belastungen verzichtet wird. Erst, wenn die Freundinnen und Freunde die Organisation für das nächste Treffen auch mal selbst in die Hand nehmen oder die Beziehungsperson zu Hause von allein den morgendlichen Kaffee kocht und an die zu erledigenden Haushaltsaufgaben denkt, kann der Mental Load betroffener Personen nachhaltig abnehmen.

Auf das eigene Wohlbefinden achten

Nicht nur neben Job und Familie, sondern auch neben dem Studium kann Mental Load zu Stress führen. Daher ist es wichtig, auf die psychische Gesundheit im Studium zu achten und sich an der ein oder anderen Stelle auch mal zurückzunehmen und stattdessen eine Pause zu machen. Wenn das Gefühl entsteht, es selbst nicht aus der stressenden Situation herauszuschaffen, kann es hilfreich sein, das psychologische Beratungsangebot der Universität wahrzunehmen.

Fazit: Weniger mentale Last durch Sichtbarkeit und Dialog

Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass Mental Load kein persönliches, sondern ein gesellschaftliches Problem ist. Dann nämlich fällt es leichter, die eigene mentale Überlastung anzusprechen – ob zu Hause oder im Freundeskreis. Es ist sehr gut möglich, dass sich dadurch ein offener Austausch über ein Thema ergibt, das bisher aus Angst vor Konflikten vermieden wurde. Vielleicht gibt es sogar Freundinnen und Freunde mit einem ähnlichen Problem. Hol dir Tipps und Rat in deinem Umfeld, denn du musst mit dem Mental Load nicht allein zurechtkommen. Außerdem sollte ein generelles Gefühl der Überforderung nicht auf die leichte Schulter genommen werde. Denn die Sichtbarmachung des Mental Load ist ein wichtiger Schritt, um eine weitere zukünftige Überlastung zu vermeiden.

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