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Datum
02.06.2025

WG, eigene Wohnung oder Pendeln? – Wohnmodelle im Finanzcheck für Studierende und Berufseinsteiger

Die Frage nach der optimalen Wohnform begleitet dich als Studierender oder Berufseinsteiger von Anfang an. Sollst du in eine WG ziehen, dir eine eigene Wohnung leisten oder lieber von zu Hause aus pendeln? Jedes dieser Wohnmodelle bringt eigene finanzielle Vor- und Nachteile mit sich. In diesem Artikel erfährst du, welche versteckten Kosten auf dich zukommen können, welche steuerlichen Vorteile sich bieten und wie du die klügste finanzielle Entscheidung triffst.

WG, eigene Wohnung oder Pendeln? – Wohnmodelle im Finanzcheck für Studierende und Berufseinsteiger / MLP Financify / Studentin in Wohnung mit Umzugskartons
(GettyImages/Maskot)

Das Wichtigste in Kürze

  • In Wohngemeinschaften teilst du Kosten für Miete und Nebenkosten – WG-Zimmer kosten in Großstädten durchschnittlich 500-800 Euro, in kleineren Städten 300-500 Euro
  • Eine eigene Wohnung bietet maximale Privatsphäre, ist aber mit durchschnittlich 700-1.200 Euro in Großstädten die teuerste Option
  • Pendeln spart Mietkosten, verursacht aber hohe Mobilitätskosten und kostet wertvolle Lebenszeit
  • Versteckte Kosten wie Kaution, Erstausstattung oder Versicherungen können das Budget zusätzlich belasten
  • Nutze steuerliche Vorteile wie die Pendlerpauschale oder prüfe Fördermöglichkeiten wie Wohngeld und BAföG-Wohnpauschale

Welche finanziellen Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Wohnmodelle?

Bevor du eine Entscheidung für eine Wohnform triffst, lohnt sich ein detaillierter Blick auf die finanzielle Gesamtbelastung jeder Option. Diese unterscheidet sich nicht nur nach Stadt und Region, sondern auch nach deiner persönlichen Situation und Präferenzen.

WG – gemeinsam sparen, zusammen leben

In einer Wohngemeinschaft kannst du erheblich an Kosten sparen, da du dir Miete und Nebenkosten mit anderen teilst. Besonders in teuren Unistädten macht sich dieser Effekt deutlich bemerkbar.

  • Kostenstruktur: WG-Zimmer kosten in Großstädten wie München oder Berlin zwischen 500 und 800 Euro, in kleineren Städten oft nur 300 bis 500 Euro
  • Geteilte Kosten: Nebenkosten wie Strom, Internet und GEZ werden aufgeteilt
  • Einrichtung: Oft sind Zimmer bereits möbliert oder Haushaltsgeräte vorhanden
  • Versicherungen: Eine gemeinsame Hausratversicherung ist günstiger als mehrere einzelne

Eine WG bietet nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch ein soziales Netzwerk vor Ort. Gemeinsames Kochen und Einkaufen kann zudem die Verpflegungskosten senken. Allerdings musst du Kompromisse bei der Privatsphäre eingehen und potenzielle Konflikte mit Mitbewohnern einkalkulieren.

Ein typisches WG-Budget in einer mittelgroßen Stadt sieht so aus:

  • Miete inkl. Nebenkosten: 450 Euro
  • Lebensmittel: 200 Euro
  • Internet (anteilig): 10 Euro
  • Strom (anteilig): 25 Euro
  • Streaming-Dienste (geteilt): 5 Euro
  • Mobilität (ÖPNV/Fahrrad): 30 Euro
  • Gesamtkosten: ca. 720 Euro monatlich

Eigene Wohnung – teuer, aber unabhängig

Eine eigene Wohnung bietet maximale Privatsphäre und Unabhängigkeit, ist aber in der Regel die kostspieligste Option. Hier musst du alle Fixkosten allein tragen.

  • Kostenstruktur: Eine Einzimmerwohnung kostet in Großstädten zwischen 700 und 1.200 Euro, in kleineren Städten etwa 400 bis 700 Euro
  • Nebenkosten: Strom, Heizung, Internet, GEZ – alles zahlst du komplett selbst
  • Einrichtungskosten: Für die Erstausstattung kommen leicht 2.000 bis 5.000 Euro zusammen
  • Versicherungen: Hausrat- und Haftpflichtversicherung sind unerlässlich

Wer allein wohnt, profitiert von vollständiger Entscheidungsfreiheit bei Einrichtung, Gästen und Tagesablauf. Die komplette finanzielle Verantwortung kannst du durch clevere Spartipps jedoch etwas abfedern. Eine passende Hausratversicherung schützt zudem deine Investitionen in die Wohnungseinrichtung.

Pendeln – kostensparend, aber zeitintensiv

Beim Pendeln vom Elternhaus oder einem günstigeren Wohnort sparst du Mietkosten, musst aber die finanziellen und zeitlichen Kosten der Mobilität einkalkulieren.

  • Kostenstruktur: Keine oder geringe Mietkosten, aber hohe Mobilitätsausgaben
  • Fahrtkosten: Je nach Entfernung und Verkehrsmittel zwischen 100 und 400 Euro monatlich
  • Zeitfaktor: Pendeln kostet wertvolle Zeit – bei 1,5 Stunden täglich sind das etwa 30 Stunden im Monat
  • Steuervorteile: Pendlerpauschale von 30 Cent pro Kilometer (ab dem 21. Kilometer: 38 Cent)

Der finanzielle Hauptvorteil liegt im Wegfall oder der deutlichen Reduzierung der Mietkosten. Bei der Entscheidung solltest du aber den Zeitfaktor nicht unterschätzen: Lange Pendelzeiten bedeuten weniger Zeit für Studium, Freizeit und Nebenjobs. Zudem kannst du schwerer an spontanen Uni-Aktivitäten teilnehmen.

Das günstigste Wohnmodell auf dem Papier kann langfristig die teuerste Option sein, wenn es deine Lebensqualität und Karrierechancen einschränkt.

Versteckte Kosten im Blick behalten – was nicht auf den ersten Blick sichtbar ist

Bei der finanziellen Bewertung der Wohnmodelle musst du neben der Miete auch zahlreiche versteckte Kosten berücksichtigen, die das Gesamtbild deutlich verändern können.

Einmalkosten beim Einzug

Beim Einzug in eine neue Wohnung oder ein WG-Zimmer fallen zahlreiche Einmalkosten an, die dein Budget belasten:

  • Kaution: In der Regel zwei bis drei Monatsmieten (z.B. 1.500 Euro bei 500 Euro Miete)
  • Maklergebühr: In manchen Fällen bis zu zwei Monatsmieten plus Mehrwertsteuer
  • Umzugskosten: Transporter, Helfer, Verpackungsmaterial (200-500 Euro)
  • Renovierung: Kosten für Farbe, Werkzeug, evtl. Bodenerneuerung (300-1.000 Euro)
  • Erstausstattung: Möbel, Küchengeräte, Lampen (1.000-5.000 Euro)

Diese Anfangsinvestitionen können ein erhebliches Loch in dein Budget reißen. Eine finanzielle Reserve auf deinem Tagesgeldkonto hilft, diese hohen Einmalkosten abzufedern.

Laufende Nebenkosten – mehr als nur die Miete

Die monatlichen Kosten umfassen deutlich mehr als nur die Kaltmiete:

  • Strom: 30-80 Euro je nach Haushaltsgröße und Verbrauch
  • Heizung und Warmwasser: 50-120 Euro, stark abhängig von Gebäudezustand und Energiepreisen
  • Internet: 25-40 Euro für einen gängigen Anschluss
  • GEZ/Rundfunkbeitrag: 18,36 Euro (kann in WGs geteilt werden)
  • Mobilität: ÖPNV-Ticket oder Kosten für Auto/Fahrrad
  • Versicherungen: Hausrat (5-15 Euro) und Haftpflicht (5-10 Euro)

Tipp: Viele Energieanbieter bieten günstige Tarife für Neukunden an – vergleiche regelmäßig, um zu sparen!

Steuerliche Vorteile und Fördermöglichkeiten optimal nutzen

Je nach Wohnmodell kannst du verschiedene steuerliche Vorteile und staatliche Fördermöglichkeiten nutzen, die deine finanzielle Belastung erheblich reduzieren können.

Pendlerpauschale – lohnt sich der längere Weg?

Als Pendler kannst du die Fahrtkosten zur Arbeit oder zum Studienort steuerlich geltend machen:

  • 30 Cent pro Kilometer für die einfache Strecke (ab dem 21. Kilometer 38 Cent)
  • Maximal 4.500 Euro pro Jahr absetzbar (ab 2025 auf 6.000 Euro erhöht)
  • Auch für Studierende kann sich die Pendlerpauschale lohnen, wenn sie neben dem Studium arbeiten

Um die Pendlerpauschale zu nutzen, musst du eine Steuererklärung abgeben. Die tatsächliche Ersparnis hängt von deinem persönlichen Steuersatz ab.

Wohngeld und BAföG-Wohnpauschale

Für Studierende gibt es verschiedene staatliche Unterstützungen für die Wohnkosten:

  • BAföG-Wohnpauschale: Aktuell 360 Euro, wenn du nicht bei deinen Eltern wohnst
  • Wohngeld: Staatlicher Zuschuss zur Miete für Geringverdiener, kann beantragt werden, wenn kein BAföG-Anspruch besteht
  • Heizkostenzuschüsse: In Zeiten hoher Energiepreisen werden manchmal zusätzliche Unterstützungen gewährt

Bei der BAföG-Wohnpauschale ist zu beachten, dass sie in vielen Städten nicht die tatsächlichen Wohnkosten deckt. Wohngeld kann eine Alternative sein, wenn du aus bestimmten Gründen kein BAföG erhältst.

Absetzbarkeit von Kosten für Berufseinsteiger

Als Berufseinsteiger hast du unter bestimmten Umständen die Möglichkeit, Wohnkosten steuerlich geltend zu machen:

  • Doppelte Haushaltsführung: Wenn du am Arbeitsort eine zweite Wohnung unterhältst und regelmäßig zum Hauptwohnsitz zurückkehrst
  • Umzugskosten: Bei beruflich bedingtem Umzug können die Kosten als Werbungskosten abgesetzt werden
  • Arbeitszimmer: Unter strengen Voraussetzungen teilweise absetzbar

Besonders die Regelungen zur doppelten Haushaltsführung können finanziell attraktiv sein, da du Miete, Nebenkosten und sogar eine wöchentliche Heimfahrt steuerlich geltend machen kannst. Eine professionelle Beratung durch einen MLP-Berater hilft dir, diese komplexen steuerlichen Möglichkeiten optimal zu nutzen.

Fazit: Die optimale Wohnform für deine individuelle Situation

Die Wahl zwischen WG, eigener Wohnung und Pendeln ist eine hochgradig individuelle Entscheidung, die von deinen finanziellen Möglichkeiten, persönlichen Präferenzen und langfristigen Zielen abhängt. Eine rein kostenorientierte Betrachtung greift oft zu kurz – Faktoren wie Zeitersparnis, Networking-Möglichkeiten und Lebensqualität sollten in die Gesamtbewertung einfließen.

Für die meisten Studierenden bietet eine WG den besten Kompromiss aus Kosten und Vorteilen. Berufseinsteiger mit stabilem Einkommen profitieren dagegen oft von der Unabhängigkeit einer eigenen Wohnung. Das Pendeln lohnt sich vor allem bei kurzen Distanzen oder wenn nur an wenigen Tagen Präsenz erforderlich ist.

Egal für welches Wohnmodell du dich entscheidest – eine solide finanzielle Planung ist der Schlüssel zum Erfolg. Lass dich bei komplexen Fragen zu Fördermöglichkeiten, steuerlichen Vorteilen oder der optimalen Absicherung deiner Wohnsituation von einem MLP Berater unterstützen . Mit der richtigen Beratung findest du die für dich optimale Wohnform, die sowohl finanziell tragbar ist als auch deinen persönlichen Bedürfnissen entspricht.

Häufig gestellte Fragen zum Thema

Neben der Miete fallen bei einem WG-Zimmer auch anteilige Kosten für Gemeinschaftsflächen, Kaution (meist 2-3 Monatsmieten), Internet, Strom und Streaming-Dienste an. Achte auch auf mögliche Nachzahlungen bei Nebenkosten und Renovierungskosten beim Auszug. Nicht zu unterschätzen ist der Einrichtungsbedarf, wenn das Zimmer unmöbliert ist.

Als Student kannst du Wohngeld beantragen, wenn du nicht BAföG-berechtigt bist. Dies kann der Fall sein, wenn du die Regelstudienzeit überschritten hast, einen Fachrichtungswechsel nach dem 3. Semester vollzogen hast oder aus anderen Gründen vom BAföG ausgeschlossen bist. Wenn du BAföG erhältst, ist ein zusätzlicher Wohngeldanspruch ausgeschlossen, da die BAföG-Wohnpauschale bereits eine Wohnkostenunterstützung darstellt.

Um die Pendlerpauschale optimal zu nutzen, solltest du präzise Aufzeichnungen über deine Arbeitstage führen. Du kannst 30 Cent pro Kilometer für die einfache Strecke (ab dem 21. Kilometer 38 Cent) als Werbungskosten in deiner Steuererklärung geltend machen. Homeoffice-Tage sind dabei ausgenommen. Die Pauschale gilt unabhängig vom genutzten Verkehrsmittel. Als Berufspendler kannst du zusätzlich die Entfernungspauschale mit einer Mobilitätsprämie kombinieren, wenn dein Einkommen unter dem Grundfreibetrag liegt.

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