Druck von zuhause erschwert den Start
Eine
Studie
, die in Deutschland und in der Schweiz durchgeführt wurde, zeigte, dass besonders Akademikerkinder in den ersten Wochen nach der Aufnahme des Studiums unter Stress stehen. Haaranalysen haben nämlich ergeben, dass der Wert des Stresshormons Cortisol deutlich höher ist als bei Kindern, die keinen akademischen Familienhintergrund hatten.
Oft üben die wohlmeinenden Eltern unbewusst Druck aus. Selbst wenn die Erwartungshaltung nicht verbal geäußert wird, fühlen sich Kinder schnell gezwungen, in die elterlichen Fußstapfen zu treten und ähnliche Leistungen zu erbringen. Daraus kann sich schnell ein ungesunder Perfektionismus entwickeln, der die psychische Gesundheit von Studienbeginn an belastet. Dazu kommt, dass sich gerade Kinder aus Akademikerhaushalten seltener externe Hilfe suchen als ihre Mitstudierenden.
Nicht-Akademikerfamilien setzen den Nachwuchs unbewusst unter Druck
„Du kannst studieren, wir konnten es damals nicht – also mach was daraus!“. Das sind Aussagen, die vordergründig motivieren sollen, im Endeffekt aber trotzdem Stress verursachen. Denn auch wenn du nicht aus einem akademischen Haushalt stammst und als erste Person in der Verwandtschaft die Uni besuchst, liegt die Messlatte oft hoch.
Der oben erwähnte Perfektionismus ist kein Phänomen, das allein bei Studierenden mit akademischem Familienhintergrund existiert. Eine Studie mit mehr als 7.000 Teilnehmenden in Großbritannien, Kanada und den USA hat gezeigt, dass elterliche Erwartungen auch dann hemmen können, wenn diese nicht akademisch gebildet sind. Weiterhin kam eine
Metaanalyse
mit etwa 24.000 Teilnehmenden zu dem Schluss, dass Kinder die Besorgnis der Eltern in den letzten drei Jahrzehnten mehr und mehr als Belastung verstehen.
Diese Hilfen gibt es an der Uni, um den Druck zu bewältigen
Stress an der Uni kennen die meisten Studierenden. Doch wird dieser chronisch und durch äußere Faktoren noch verstärkt, kann ein
Burnout
drohen. Durch generelle Aufklärung über die Auswirkungen von Druck und Stress und das Angebot präventiver Maßnahmen gelangen Betroffene überhaupt erst zur Erkenntnis, welchem Druck sie eigentlich ausgesetzt sind.
Auch die Enttabuisierung von Themen wie psychologischer Beratung wird an Universitäten zunehmend relevanter. Hast du mit Druck und hohen elterlichen Anforderungen zu kämpfen, solltest du dich über bestehende Angebote informieren und eine Studienberatung in Betracht ziehen. Außerdem hilfreich sind auch:
- Hilfsangebote wie Achtsamkeitstrainings oder psychologische Beratungsstellen
- Eine
BAföG-Beratung
und mögliche Stipendien und anderen Studienfinanzierungen, um den finanziellen Druck zu reduzieren
- Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen der Fakultät sowie Mentoring- oder Buddy-Programme. Diese helfen, Lösungsansätze für die Drucksituation zu finden und fördern den Austausch mit Kommilitonen und Kommilitoninnen, denen es ähnlich geht.
Vieles davon wird an Universitäten bereits angeboten. Jedoch sind Studierenden diese Optionen oft gar nicht bekannt – und wenn doch, mangelt es oft an der Zugänglichkeit zu diesen Angeboten. Insbesondere Methoden zur Stressbewältigung sollten mehr Aufmerksamkeit bekommen und Studierenden nahegelegt werden.
INFOKASTEN – Weg von althergebrachten Idealen
Es gibt Ansätze, die vorschlagen, mit tradierten Vorstellungen zu brechen.
Thomas Curran
, Assistant Professor am Department of Psychological and Behavioural Science der London School of Economics, beschäftigt sich mit dem Perfektionismus und wie dieser sich auf die psychische Gesundheit auswirkt. Er appelliert an die Gesellschaft sowie an Bildungseinrichtungen, die existierenden Erfolgsideale zu überdenken.
Druck seitens der Familie rechtzeitig entgegenwirken
Der Druck von zuhause ist für viele Studierende ein enormes zusätzliches Gewicht, das sie durch das Studium schleppen. Das gilt für Kinder aus Akademikerhaushalten ebenso wie für Studierende, die nicht aus einem akademisch geprägten Elternhaus stammen – und insbesondere für Studierende mit Migrationshintergrund. Negative Folgen können Stress sowie daraus hervorgehende psychische Erkrankungen sein. Um diese zu vermeiden, braucht es mehr Präventivmaßnahmen und Hilfsangebote der Universitäten. Informiere dich über bereits bestehende Möglichkeiten und tausche dich mit Freundinnen und Freunden über deine Sorgen aus, anstatt alles in dich hineinzufressen. Letztendlich solltest du nicht vergessen, dass die Studienzeit auch Raum für Spaß und individuelle Entwicklung bieten soll.