Wie viele Doktortitel werden jährlich in Deutschland vergeben?
Bundesweit erfreut sich der Doktortitel wachsender Beliebtheit, was sich auch in den Zahlen widerspiegelt: jährlich schließen rund 26.600 Nachwuchswissenschaftler ihre Promotion ab (Stand: Januar 2024) und sind damit zum Führen des Doktortitels berechtigt.
Betrachtet man die einzelnen Studienfächer, dann kristallisiert sich schnell heraus, dass überwiegend in naturwissenschaftlichen Fächern promoviert wird: das Studienfach Medizin führt mit über 7.000 Doktortiteln das Ranking an, worauf Mathematik und Naturwissenschaften (ca. 6.000 Doktortitel), Ingenieurwissenschaften (ca. 5.000) und Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (mit ca. 4.200) folgen.
Anders als in naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik, Chemie und Biologie dauert die Promotion im medizinischen Bereich häufig nur wenige Monate, weshalb sich entsprechend viele Studierende für diesen Weg entscheiden.
Welche unterschiedlichen Doktortitel gibt es?
Es wird zwischen fachbezogenen Hauptgraden sowie nicht fachbezogenen Doktortiteln differenziert. Darüber hinaus gibt es auch die Einordnung als PhD (was für Philosophiae Doctor, also Doktor der Philosophie, steht) sowie DBA (Doctor of Business Administration).
Fachbezogene Doktortitel
In Deutschland gibt es dutzende Doktortitel mit Fachbezug. Ihre Kennzeichnung hängt primär von der Fakultät und der Forschungsrichtung des Nachwuchsforschers ab, sodass eine allgemeine Klassifizierung schwierig ist. Die gängigsten fachbezogenen Doktortitel sind dabei folgende:
- Dr. med., Doktor der Medizin
- Dr. rer. Nat., Doktor der Naturwissenschaften
- Dr. rer. Medic., Doktor der medizinischen Wissenschaften
- Dr.-Ing., Doktor der Ingenieurwissenschaften
- Dr. phil., Doktor der Geisteswissenschaften
- Dr. oec., Doktor der Wirtschaftswissenschaften
- Dr. iur., Doktor der Rechtswissenschaften
- Dr. rer. pol., Doktor der Politikwissenschaften
Nichtfachbezogene Doktortitel
Hierbei handeltes sich um außeruniversitäre Grade oder organisatorische Bezeichnungen in der Verwendung der Doktortitel. Die bekanntesten sind:
- Dr. multiplex (Dr. mult.), bezeichnet drei oder mehrere Doktortitel vom selben Grad
- Dr. habilitatus (Dr. habil.), Bezeichnet eine Person, die eine Lehrbefähigkeit besitzt
- Dr. designatus (Dr. des), vorrübergehender Doktortitel bis zur Dissertation
- Drs. (Doctoran dus), Doktorand – ein Student der den höchsten Grad des Doktortitels anstrebt
Ehrendoktortitel
Die Ehrendoktorwürde setzt keine Dissertation oder tiefere Forschung voraus, sondern dient wie der Name schon sagt dazu, eine besondere (gesellschaftliche, soziale oder wissenschaftliche) Leistung besonders zu würdigen. Ehrendoktortitel werden von Universitäten relativ selten in Deutschland vergeben und unterscheiden sich in folgende Ausprägungen:
- Doktor honoris causa (Dr. h. c.), wird „der Ehre halber“ verliehen
- Doktor ehrenhalber (Dr. e. h.)
- Doktor der evangelischen Theologie (D.)
Der Unterschied zwischen dem deutschen Doktortitel und dem internationalen PhD
Der deutsche Doktortitel wird häufig verwechselt mit dem internationalen PhD. Die Abkürzung PhD steht dabei für Philosophical Doctorate (doctor philosophiae). PhD bedeutet aber keinesfalls, dass hiermit nur Promotionen im philosophischen Bereich gemeint sind, da der PhD sich auch auf jeden Fachbereich beziehen kann.
Im Unterschied zum Doktortitel in Deutschland ist der PhD nicht an einen Doktorvater oder Lehrstuhl gebunden. Das heißt, die Forschungsdurchlässigkeit ist deutlich höher und ein Fakultätswechsel häufig einfacher als in Deutschland. Die Wertigkeit und die Forschungsqualität ist äquivalent. Jedoch hat der deutsche Doktortitel in vielen Fällen noch das Ziel der wirtschaftlich geprägten Karriere, während PhD Studierende in der Regel in der Wissenschaft bleiben.
Der Unterschied zwischen dem deutschen Doktortitel und dem DBA
Der Doctor of Business Administration, kurz DBA, richtet sich im Unterschied zum PhD und auch zum deutschen Doktortitel in der Regel an (Nachwuchs-)Führungskräfte, die bereits umfangreiche Berufs- und Führungserfahrung mitbringen. Die allermeisten DBA-Programme sind zusätzlich berufsbegleitend ausgerichtet und verfolgen eine eher praktisch veranlagte Forschungsarbeit, während der PhD und auch der deutsche Doktortitel eher theoretisch veranlagt sind.
Deine Perspektive mit dem Doktortitel
Als Promovierter stehen Dir in Deutschland neben spannenden Karriereperspektiven in der Wirtschaft auch umfangreiche Möglichkeiten in der Wissenschaft offen. So ist es beispielsweise möglich eine Laufbahn an der Universität einzuschlagen, um Professor zu werden. Gleichzeitig kannst Du auch in staatlichen Forschungseinrichtungen als Wissenschaftler tätig werden. Insbesondere die Professorenlaufbahn kann ein hohes Einkommen mit sich bringen und Dir weitere Türen öffnen.
Nicht zuletzt bietet Dir wie angesprochen auch die Wirtschaft aussichtsreiche Perspektiven an. Viele Unternehmen, insbesondere Großkonzerne, benötigen umfangreich ausgebildete Nachwuchsführungskräfte. Zudem sind statistisch gesehen mit einem Doktortitel höhere Einstiegsgehälter für Dich möglich.
Jedoch solltest Du Deine Entscheidung nicht nur von wirtschaftlichen Interessen abhängig machen. Eine Dissertation erfordert mehrere Jahre andauernde Forschungsarbeit, die Dir auch mental ziemlich viel abverlangt. Wenn Dich der wissenschaftliche Diskurs reizt und für Dich noch nicht feststeht, welchen Karriereweg Du einschlagen möchtest, kann sich eine Promotion durchaus für Dich lohnen.