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Datum
02.04.2024

Studieren trotz Legasthenie: Welche Hilfen dir zustehen

Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche stehen oftmals vor großen Herausforderungen. Vor allem Studierende mit Legasthenie sind häufig enormen Stress ausgesetzt: Der Lernstoff aus Vorlesungen und Seminaren muss erfasst und Hausarbeiten und Prüfungen absolviert werden. Die Angst vor einer schlechteren Benotung ist bei vielen Betroffenen groß. Studieren trotz Legasthenie: Im nachfolgenden Beitrag erfährst du alles zum Nachteilsausgleich für Studierende mit Lese- und Rechtschreibschwäche und welche Hilfe für Betroffene es gibt.

MLP financify Studieren trotz Legasthenie
(GettyImages/Simon Ritzmann)

Das Wichtigste in Kürze

  • Studieren mit Legasthenie in Deutschland ist keine Seltenheit – fast jeder 200. Studierende hierzulande hat eine Lese- und Rechtschreibschwäche.
  • Betroffene stehen oftmals vor großen Herausforderungen, wenn es darum geht, Lerninhalte aus Vorlesungen und Seminaren im Studium zu erfassen und zu verarbeiten.
  • Der gesetzlich vorgeschriebene Nachteilsausgleich soll eine Chancengleichheit für Studierende an Hochschulen mit Legasthenie herstellen.
  • Beratungsstellen an Hochschulen bieten zudem Hilfe für Betroffene an, etwa durch die Nutzung spezieller Programme und Zeiteinräumung bei Prüfungen sowie Seminaren.

Kurz erklärt: Was ist Legasthenie?

Hinter Legasthenie steht eine Lese- und Rechtschreibschwäche, bei der die Betroffenen Schwierigkeiten bei Lesen und Schreiben haben. Die Beeinträchtigung zeigt sich beispielsweise durch verlangsamtes Lesen von Texten, das Verrutschen in Zeilen während des Lesens oder auch durch ständiges Verschreiben.

Schon gewusst: Mehr als 3,5 Millionen Menschen allein in Deutschland haben eine Lese- und Rechtschreibschwäche. Fast jeder 200. Studierende hat Legasthenie, was jedoch kein Hindernis ist, ein Studium an einer Hochschule oder Universität zu absolvieren.

Kann ich mit Legasthenie studieren?

Die Antwort ist einfach: Ja, Studieren trotz Legasthenie in Deutschland ist möglich. Allerdings ist ein Studium mit Lese- und Rechtschreibschwäche sowie mit einer Matheschwäche für viele Betroffene eine große Herausforderung. Das Erfassen und Verarbeiten von Lerninhalten bedeutet oftmals Stress für Studierende mit Legasthenie. Zudem begleiten Scham und Angst die betroffenen Studierenden, weil sie im (Uni-)Alltag Probleme beim Lesen und Schreiben haben.

Wer ein Studium trotz Legasthenie absolvieren will, sollte daher schon bei der Bewerbung für den Studienplatz auf die Lese- und Rechtschreibschwäche hinweisen. Am besten verfasst du einen schriftlichen Text, in dem du auf die Schwäche hinweist und gleichzeitig betonst, dass diese keine Beeinträchtigung für dein Studium ist. Vergiss nicht, auch deine Stärken zu erwähnen.

Willst du lieber im persönlichen Gespräch auf deine Lern- und Rechtschreibschwäche hinweisen, bietet das Vorstellungsgespräch an der Hochschule oder Universität den optimalen Rahmen.

Was du vermeiden solltest: Schweigen! Wenn du mit Legasthenie studieren willst, ist es wichtig, die Hochschule in Kenntnis zu setzen. Einerseits ist es kein guter Start in einen neuen Lebensabschnitt, zudem gibt es Hilfe für Studierende mit Legasthenie: der sogenannte Nachteilsausgleich.

Was ist der Nachteilsausgleich für Studierende mit Legasthenie?

Der Nachteilsausgleich ist gesetzlich geregelt und steht Studierenden mit Legasthenie an jeder Hochschule und Universität in Deutschland zu. Dabei handelt es sich um besondere Maßnahmen für Menschen mit chronisch-somatischen, seelischen und psychischen Erkrankungen – dazu gehört auch die Legasthenie.

Durch die Anpassung der Prüfungsbedingungen an die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen sollen Studierende mit Legasthenie kein Nachteil gegenüber Kommilitonen haben. Gleichberechtigung im Studium für jeden !

Besondere Maßnahmen des Nachteilsausgleichs für Studierende mit Legasthenie sind beispielsweise:

  • Zeitverlängerungen und zusätzliche Pausen in Seminaren sowie Prüfungen
  • Prüfungen in separaten Räumen
  • Durchführung von Prüfungen mit Multiple-Choice-Fragen
  • Ersatz von Klausuren durch mündliche Prüfungen
  • Absolvieren von Prüfungen am PC
  • Nutzung von Vorlese- und Diktierprogrammen sowie Kalkulationssoftware
  • Begleitpersonen in Prüfungen, die Aufgaben vorlesen und erklären
  • Unterstützung durch Begleitpersonen bei Hausaufgaben und Korrekturen

Gehörst du zu den Studierenden mit chronischen, seelischen oder psychischen Erkrankungen, kannst du den Nachteilsausgleich an der jeweiligen Hochschule oder Universität beantragen. Nach Bewilligung des Antrags wird das Studium auf deine individuellen Bedürfnisse angepasst.

Wichtig zu wissen: Eine Lese- und Rechtschreibschwäche oder Rechenschwäche ist bei jedem Studierenden anders ausgeprägt. Beim Antrag auf Nachteilsausgleich musst du genau auflisten, welche Hilfen du benötigst. Die meisten Hochschulen und Universitäten verlangen zudem eine ärztliche Bescheinigung in schriftlicher Form.

Welche Unterstützung gibt es im Studium mit Legasthenie?

Hilfe bei der Antragstellung für den Nachteilsausgleich sowie weitere Unterstützung erhalten Studierende mit Lese- und Rechtschreib- oder Rechenschwäche bei diversen Beratungsstellen.

Kontaktadressen zu Beratungsstellen für Studierende mit Legasthenie gibt es unter anderem beim Deutschen Studentenwerk, an Hochschulen und Universitäten sowie beim Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie e.V. (BVL).

Übrigens: Vor jeder Prüfung muss ein Antrag auf Nachteilsausgleich gestellt werden, da die Störung sich verschlechtern oder verbessern kann. Damit du die Fristen nicht verpasst, empfiehlt es sich rechtzeitig, mindestens sechs Monate vor Prüfung den Antrag auf Nachteilsausgleich zu stellen.

Was müssen Studierende beim Antrag auf Nachteilsausgleich beachten?

Um den Nachteilsausgleich beim Studieren zu erhalten, muss es sich bei der Legasthenie um eine psychische und/oder seelische Erkrankung handeln. Sprich: Für den Nachteilsausgleich müssen sich Studierende von einem Facharzt einstufen lassen.

Willst du den Nachteilsausgleich in Anspruch nehmen, musst du dementsprechend eine ärztliche Stellungnahme bei der Hochschule oder Universität einreichen, in der die Legasthenie bescheinigt wird. Je nach Hochschule oder Universität können Behandlungsberichte ebenfalls gefordert werden.

Merke: Es ist ratsam, dass du dich vorab genau über die Regelungen und Fristen zum Nachteilsausgleich informierst. Auf der Webseite der jeweiligen Hochschule oder Universität sowie der Seite des Deutschen Studentenwerks findest du wichtige Informationen und den Antrag auf Nachteilsausgleich.

Fazit: Studieren mit Legasthenie – Probleme beim Lesen und Schreiben eine Herausforderung, aber kein Hindernis

Eine Lese- und Rechtschreibschwäche oder auch eine Rechenschwäche sind kein Grund, auf ein Studium zu verzichten. Zwar stehen Studierende mit Legasthenie aufgrund ihrer Schwäche beim Lesen und Schreiben oftmals vor großen Herausforderungen – dank des Nachteilsausgleichs werden die Prüfungsbedingungen an die individuellen Bedürfnisse der betroffenen Personen angepasst. Zudem gibt es Beratungsstellen, die Unterstützung und Hilfsmittel für Studierende mit Legasthenie anbieten. Hab keine Scheu und trau dich!

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