Barrierefreies Studium: Lernen für jeden

• Inklusion an Hochschulen ermöglicht Menschen mit Behinderung eine chancengleiche Teilnahme am Studium.
• Ein barrierefreies Studium erfüllt die individuellen Bedürfnisse von Studierenden mit körperlichen, psychischen oder chronischen Einschränkungen.
• Maßnahmen an Hochschulen zum Nachteilsausgleich von Studierenden mit Behinderung sind unter anderem eine barrierefreie Ausstattung und Beratung.
• Digitales barrierefreies Studieren ist eine Möglichkeit, um Menschen mit Behinderung das Studieren online zu ermöglichen und somit zu erleichtern.

Barrierefrei studieren bedeutet, die besonderen Anforderungen von Menschen mit Behinderung in der Planung, Organisation und Ausstattung sowie in den Studienangeboten von Hochschulen berücksichtigt werden.

Barrierefreiheit an Universitäten ist beispielsweise:

• Behindertengerechte Grundausstattung (z. B. Behindertenparkplätze, Rampen, Aufzüge, automatische Türöffner)
• Barrierefrei ausgestattete Lernplätze (z. B. ergonomische Stühle, höhenverstellbare Tische)
• Technische Hilfsmittel (z. B. Bildschirmvergrößerungen, Hörhilfen, Sprachassistenten)
• Spezielle Informations- und Beratungsangebote (z. B. digitale Angebote, Behindertenbeauftragter)
• Nachteilsausgleich (z. B. Verlängerung der Prüfungszeit und Pausen, separate Prüfungsräume, Prüfungsreformänderung)

Gut zu wissen: Die Informations- und Beratungsstelle Studium und Behinderung (IBS) bietet auf ihrer Webseite ausreichend Informationen und Ansprechpartner für Studieninteressierte und Studierende mit Behinderung.

Auch wenn ein Studium für Menschen mit Behinderung grundsätzlich an jeder Hochschule in Deutschland möglich ist, gestaltet sich der Studienalltag für Menschen mit Behinderung nicht immer leicht. Zum einen ist die Barrierefreiheit nicht an jeder Universität gleich, da es oftmals an behindertengerechten Zugängen fehlt, wenn beispielsweise die baulichen Gegebenheiten keine Aufzüge zulassen. Auch die Lernplätze verfügen nicht an jeder Hochschule über ausreichend technische Hilfsmittel und nicht immer sind spezielle Informations-, Beratungs- und Begleitungsangebote vorhanden.

Doch wo können Menschen mit einer Einschränkung des Seh- oder Hörvermögens oder einer Beeinträchtigung in der Mobilität studieren? Auf der Seite der barrierefrei-studieren.de können Studieninteressierte und Studierende mit Behinderung ein Verzeichnis der barrierefreien Hochschulen einsehen. Weiterhin informiert die Initiative über Förderungen und Finanzierungen, nennt Ansprechpartner und Wege und gibt Tipps bei Wohnungssuche und Freizeitangeboten für Studierende mit Behinderung.

Auch das Deutsche Studentenwerk berät Menschen mit Behinderung, die sich für ein Studium interessieren und stellt unter anderem ein informatives Handbuch zum Thema „Studium und Behinderung“ zur Verfügung. Zudem gibt es einige Hochschulen, die auch digital barrierefrei erreichbar sind und den Menschen mit körperlichen, psychischen oder chronischen Beeinträchtigungen die Möglichkeit eines Online-Studiums einräumen.

Heutzutage haben Hochschulen dank neuster Technologien die Möglichkeit, das Studium digital barrierefrei zu gestalten – zumindest, wenn die nötigen Ressourcen an der Uni gegeben sind.

Das digital barrierefreie Studium ist ein wichtiger Beitrag zum Nachteilsausgleich für Studierende mit Behinderung und bietet barrierefreie Online-Zugänge zu Lernmaterialien, Webseiten und Aufzeichnungen von Seminaren und Veranstaltungen. Für Menschen mit Behinderung kann digitales Lernen eine große Erleichterung darstellen, vor allem wenn die Hochschule nicht den barrierefreien Anforderungen entspricht. Aber auch für Studierende mit Behinderung, die nicht in der körperlichen oder psychischen Verfassung sind, eine Uni zu besuchen, bietet sich ein barrierefreies Online-Studium an.

Bildungseinrichtungen streben natürlich auch danach, inklusive und barrierefreie Lernumgebungen zu schaffen und setzen daher schon auf ein paar Angebote und Technologien, die wir euch nachfolgend vorstellen.

E-Learning-Angebote an Hochschulen gibt es schon seit längerer Zeit, jedoch waren viele Plattformen nicht barrierefrei gestaltet. Mittlerweile ist die Inklusion auch an Hochschulen ankommen und es gibt spezielle Lernplattformen, die extra für Studierende mit Behinderung entwickelt wurden wie beispielsweise BFW für Blinde oder die Lernmanagementsysteme (LMS) Moodle, ILIAS oder OPAL.

Texte, Grafiken oder Videos als digitale Lernmaterialien für Studierende mit Behinderung lassen sich je nach Art der Einschränkung (Blindheit oder Taubheit) visuell oder auditiv darstellen. Auf diese Weise haben Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, die Lerninhalte ihres Studiengangs entsprechend ihrer Beeinträchtigung zu verarbeiten.

Für Menschen mit Behinderung ist die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen nicht immer möglich. Synchrone Online-Veranstaltungen und Videoaufzeichnungen von Seminaren erlauben eine barrierefreie Teilnahme von zu Hause. Hierfür sind technische Systemanforderungen wie beispielsweise Screenreader für blinde Menschen, Untertitel oder Gebärdensprache für Menschen mit Hörbehinderung sowie eine barrierefreie Bedienoberfläche für Interaktionen wie Kommentare, Abstimmungen oder Team-Arbeiten erforderlich.

Mithilfe von webbasierten Assessments wie IMS Global Learning Consortium besteht für Studierende mit Behinderung die Chance, sich durch E-Teaching und E-Klausuren mittels Aufgabenstellungen und Tests digital auf Prüfungen vorzubereiten beziehungsweise digital an Prüfungen teilzunehmen. Da die barrierefreie Nutzung der E-Assessments noch eingeschränkt ist, sollen jedoch die Anwendungen in Prüfungen vermieden werden.

Zu den digitalen Lernangeboten für ein barrierefreies Studium gehört auch eine barrierefreie Didaktik. Verschiedene Unterrichtsmethoden wie etwa Gruppenarbeiten, Gesprächsrunden, Rollenspiele oder Projekte müssen auch für Studierende mit Behinderung nutzbar sein. Um eine barrierefreie Unterstützung und Teilnahme an Seminaren und Veranstaltungen vor Ort oder online zu gewährleisten, bemühen sich immer mehr Hochschulen um eine barrierefreie Didaktik.

Übrigens: Beim synchronen und kollaborativem Lernen ist darauf zu achten, dass Studierende ohne Behinderung über die teilnehmenden Lernenden mit Einschränkungen und den zur Verfügung stehenden digitalen Lernangeboten informiert sind. Nur so lässt sich ein Bewusstsein für die Bedürfnisse vermitteln.

Inklusion ist ein wichtiges Thema, das jeden in unserer Gesellschaft etwas angeht. Dazu gehört nicht nur die gleichberechtigte Teilnahme am Berufsleben von Menschen mit Behinderung, sondern auch die Chancengleichheit im Studium. Ein Studium mit Behinderung ist generell an allen Hochschulen möglich, auch wenn nicht alle Universitäten die gleichen Anforderungen für Studierende mit körperlichen, psychischen oder chronischen Einschränkungen erfüllen. Weiterhin bietet sich ein digitales barrierefreies Studium an, das behinderten Menschen neben digitalen Lerninhalten auch die Teilnahme am Präsenzunterricht vor Ort sowie im synchronen Online-Event zur Verfügung stellt.