Um den Sinn der BU-Versicherung zu verstehen, helfen zwei Dinge: eine leicht verständliche Begriffserklärung und ein Blick in die Statistiken. Was den ersten Punkt angeht, liefert das wissenschaftlich anerkannte Gabler Wirtschaftslexikon eine passende Definition der Berufsunfähigkeit sowie der Berufsunfähigkeitsversicherung, die hier verkürzt, aber sinngemäß wiedergegeben wird.
„Berufsunfähig ist, wer seinen bisherigen Beruf infolge von Krankheit, Körperverletzung oder überdurchschnittlicher Altersschwäche ganz oder zum Teil [...] nicht mehr ausüben kann. Dieses Risiko kann in der Lebensversicherung durch eine Berufsunfähigkeitszusatzversicherung oder eine selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung abgesichert werden.“ *1
Dass Arbeitskräfte berufsunfähig werden, ist keine Einzelerscheinung, sondern kommt – wie diverse Statistiken verdeutlichen – regelmäßig vor. So wird laut einer 2021 veröffentlichten Studie der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) jeder vierte Deutsche mindestens einmal im Leben berufsunfähig und muss seinen Job aufgeben. Die häufigsten Ursachen sind psychische Leiden, gefolgt von Erkrankungen des Bewegungsapparats. Kurz gesagt, das Risiko, dass du wegen Burnout oder Depression irgendwann nicht mehr arbeiten kannst, ist keinesfalls zu unterschätzen.
Gemäß Definition springt die BU-Versicherung ein, wenn du deiner bisherigen Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen ganz oder teilweise nicht mehr nachgehen kannst. Sie federt deinen Verdienstausfall ab und verhindert ein drohendes Finanzloch. Berufsunfähig zu sein, schließt allerdings nicht aus, dass du wieder arbeiten kannst. Daher ist es wichtig, die häufig synonym genutzten Begriffe Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung klar zu trennen.
Letzteres bedeutet, dass ein Betroffener aufgrund von Krankheit oder Behinderung auf unbestimmte Zeit nicht in der Lage ist, irgendeiner Erwerbsarbeit nachzugehen. Als berufsunfähig gilt dagegen, wer in seinem bisherigen Job für mindestens sechs Monate nicht tätig sein kann. Dabei ist bei der Wahl des richtigen Tarifs nicht ausgeschlossen, dass zukünftig einer anderen Tätigkeit nachgegangen werden kann.
Ein Beispiel: Nach dem Medizinstudium arbeitest du als Zahnarzt, kannst aber nach einigen Jahren aufgrund einer rheumatischen Erkrankung keine feinmotorischen Arbeiten mehr durchführen. Das schließt aber nicht aus, dass du noch in einem anderen Bereich arbeiten kannst – etwa im Rahmen eines Bürojobs. Im Unterschied dazu ist beim Erwerbsunfähigkeitsschutz die Frage zentral, ob du überhaupt noch arbeiten könntest, egal ob im medizinischen Bereich oder in irgendeinem anderen Job. Mit einem passenden BU-Schutz musst du nicht befürchten, ungewollt einen anderen Beruf nachgehen zu müssen – du erhältst deine Berufsunfähigkeitsrente ausgezahlt. Gleichzeitig steht es dir offen, wieder zu arbeiten, ohne dass die Leistung eingestellt wird.
Falls du berufsunfähig wirst, unterstützt dich der Staat – unter bestimmten Bedingungen – mit einer Erwerbsminderungsrente. Diese hilft jedoch aus den beschriebenen Gründen und aufgrund der geringen ausgeschütteten Summen nur in sehr wenigen Fällen weiter. Azubis, Schüler und Studenten gehen dabei meist leer aus, da sie in der Regel noch nicht in einem Beruf gearbeitet haben.
Eine private Absicherung über die staatliche Hilfe hinaus empfiehlt sich daher für jeden derzeitigen und künftigen Berufstätigen. Zu den wesentlichen Leistungen der Berufsunfähigkeitsversicherung gehört, dass dir ein bestimmter Geldbetrag als Berufsunfähigkeitsrente ausgezahlt wird, sobald der Versicherungsfall eintritt. Ab einer BU von mindestens 50 % erhältst du 100 % der vorab vereinbarten Leistungen und dein Versicherer überweist dir somit die Berufsunfähigkeitsrente in voller Höhe. Die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente vereinbarst du individuell mit deinem Versicherer.
Um eine BU-Versicherung abzuschließen, musst du nicht schon mitten im Arbeitsleben stehen. Denn auch als Schüler, Auszubildender und Studierender kannst du dich versichern – als Investition in die Zukunft . Dein Vorteil sind niedrigere Beiträge, aufgrund deines jungen Alters.
Entscheidest du dich erst in späteren Jahren für eine Absicherung, fallen die Beiträge deutlich höher aus, da meist Vorerkrankungen bestehen, die das Risiko einer Berufsunfähigkeit vergrößern und dazu führen können, dass du für diese Erkrankungen einen Ausschluss bekommst oder sogar gar keinen Schutz mehr erhältst. Kurz gesagt: Je früher du dich gegen BU versicherst, desto mehr Vorteile hast du.
*1 Original-Definition: „Berufsunfähig ist, wer seinen zuletzt ausgeübten Beruf, so wie er ohne gesundheitliche Beeinträchtigung ausgestaltet war, infolge von Krankheit, Körperverletzung oder mehr als altersentsprechendem Kräfteverfall ganz oder teilweise voraussichtlich auf Dauer nicht mehr ausüben kann (Definition nach § 172 II VVG). Die Gefahr kann in der Lebensversicherung durch eine Berufsunfähigkeitszusatzversicherung oder durch eine selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung abgesichert werden.“