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Datum
01.10.2024

NC und Wartezeit: Faktencheck für Studieninteressenten und Studierende

Steckst du mitten in deinen Bewerbungen für die Hochschule und weißt aufgrund zahlreicher Aussagen im Internet nicht, wie das Vergabeverfahren der Studienplätze genau funktioniert? Lass dich nicht von den Mythen rund um das Thema Studienbewerbung verunsichern. Erfahre In diesem Artikel alles Wissenswerte zu den Zulassungsvoraussetzungen und Auswahlverfahren der Hochschulen sowie den NC (Numerus clausus).

MLP Financify NC und Wartezeit an der Uni
(GettyImages/Memento)

Das Wichtigste in Kürze

  • Zulassungsbeschränkungen, Wartesemester und Fristen – viele Mythen rund ums Studium kursieren im Internet und verunsichern zahlreiche Studieninteressenten.
  • Ein Studium ohne Abitur in Deutschland ist heutzutage genauso möglich wie nach dem ersten Vergabeverfahren einen freien Studienplatz zu bekommen.
  • Studiengänge mit NC (Numerus clausus) sind nur für Schulabsolventen mit besonders guter Abi-Note – ein weiterer Irrtum!
  • Ein abgeschlossenes Studium ist keine Garantie für ein höhere Gehalt – Meister und Techniker haben oftmals das gleiche Einkommen wie Uniabsolventen.

Faktencheck 1: Studieren ohne Abitur geht nicht

Falsch. Ein Studium ohne Abitur ist an vielen Hochschulen möglich. Mehr als die Hälfte aller Studiengänge in Deutschland sind zulassungsfrei. Sprich: Es werden so viele Studienplätze vergeben, wie es Bewerbende gibt. Die Chancen, einen Studienplatz ohne Abitur zu bekommen, sind also gar nicht so schlecht. Um ohne Hochschulreife studieren zu können, bedarf es jedoch anderer Qualifikationen wie einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder ausreichender Berufserfahrung. Zwischen 2010 und 2022 haben in Deutschland rund 85.000 Menschen ohne Abitur ein Studium abgeschlossen. Studiengänge in angewandten Wissenschaften sind dabei besonders beliebt: Über 70 Prozent der Erstsemester an einer anwendungsorientierten Hochschule studieren ohne Abitur.

Faktencheck 2: Alle Studiengänge sind zulassungsbeschränkt

Nicht richtig. Zulassungsbeschränkungen für Studiengänge müssen von Hochschulen formal beschlossen werden. Es gibt zahlreiche zulassungsfreie Studiengänge, deren freie Plätze jedem Bewerbenden zur Verfügung stehen – sofern die formalen Voraussetzungen erfüllt sind. Genauso gibt es Studiengänge mit Eignungsverfahren, bei denen die freien Plätze nach bestandenem Eignungstest vergeben werden. Für Studiengänge, in denen nicht alle Teilfächer zulassungsbeschränkt sind, benötigst du aber dennoch eine Zulassung.

Der Anteil zulassungsbeschränkter Studiengänge unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Im Wintersemester 2024/25 sehen die Werte für einige Länder so aus:

  • Deutschlandweit: 35,2 Prozent
  • Hamburg: 62,4 Prozent
  • Bayern: 32,1 Prozent
  • Brandenburg: 20,2 Prozent
  • Rheinland-Pfalz: 19,8 Prozent
  • Thüringen: 19,2 Prozent

Faktencheck 3: Der NC (Numerus clausus) gilt pro Studienfach

Auch falsch. Der NC richtet sich nach dem konkreten Studiengang und kann je nach Hochschule variieren. Es gibt keinen einheitlichen Numerus clausus für Studiengänge in Deutschland. So kann der NC für ein BWL-Studium an einer Hochschule bei 1,3 liegen und an einer anderen wiederum 2,5 betragen. Genauso gibt es aber auch Universitäten, an denen du zulassungsfrei BWL studieren kannst. Meist ist der genaue NC in der Bewerbungsphase noch nicht bekannt, da der Wert sich entsprechend der Konkurrenz verändert. Orientiere dich an den Werten der Vorjahre.

Faktencheck 4: Dank Studiengang ohne NC sofort losstudieren

Das stimmt nicht so ganz. Zwar ist es einfacher, einen Platz in einem zulassungsfreien Studiengang zu bekommen. Aber ohne Einschreibung kein Studienplatz. Außerdem musst du die Bewerbungsfrist beachten und es kann sein, dass du auch für zulassungsfreie Studiengänge einige Voraussetzungen (z. B. Praktikumsnachweise, Sprachkenntnisse) erfüllen musst. Zudem ist es insbesondere bei künstlerischen Fächern so, dass eine Eignungsprüfung erforderlich sein kann. Der NC spielt an einigen Hochschulen also nicht die wichtigste Rolle. „Künstlerisch begabte“ Studieninteressierte können bei guter Eignung manchmal auch ohne Abitur studieren. Informiere dich daher bei der jeweiligen Hochschule über Fristen und Bestimmungen für die Studienbewerbung.

Wichtig zu wissen: Der NC spielt eine wichtige Rolle, wenn es viele Bewerbende für wenige Studienplätze gibt. Dann wird der Abi-Schnitt für das Vergabeverfahren genutzt. Der NC ergibt sich aus der um die Plätze herrschenden Konkurrenz, also der Anzahl an Bewerbenden und Studienplätzen. Dass nur ein sehr guter Abi-Schnitt zum Studium eines NC-beschränkten Faches befähigt, lässt sich pauschal nicht sagen.

Faktencheck 5: Freie Plätze nach Bewerbungsfrist garantieren Studienplatz

Nicht unbedingt. Natürlich gilt auch hier wieder: Ohne fristgerechte Bewerbung kein Studienplatz! Aber es stimmt, dass die freien Plätze nach der Frist an alle Bewerbenden vergeben werden. Sollten nach dem Vergabeverfahren immer noch Plätze frei sein, kann es sogar sein, dass du selbst nach Ablauf der Bewerbungsfrist einen Studienplatz bekommst. Die Vergabe der Studienplätze erfolgt individuell je nach Hochschule, zum Beispiel per Losverfahren.

Die Vergabe freier Studienplätze bei zu vielen Bewerbenden erfolgt nach festgelegten Quoten und nicht nach der Reihenfolge. Sonder- oder Vorabquoten gibt es etwa für:

  • Zweitstudienbewerbende
  • Bewerbende aus dem Ausland
  • Leistungssportler

Das gilt insbesondere für Studiengänge im medizinischen Bereich.

Faktencheck 6: „Abwarten“ und Studienplatz sichern

Manchmal ja, aber nicht immer. Nicht jedes Bundesland hat eine Wartezeitquote, sodass du nicht einfach die Wartezeit aussitzen und danach studieren kannst. Durchschnittlich 20 Prozent der Studienplätze werden über die Wartezeit vergeben. Die Abi-Note spielt dabei eine untergeordnete Rolle: Sie kommt nur bei gleicher Zahl an Wartesemestern mehrerer Bewerbenden zum Tragen. Generell gilt: Je mehr Wartesemester, desto höher die Chance auf einen Studienplatz. Deine Abi-Note wird durch die Wartezeit jedoch nicht verbessert, sie verhilft dir lediglich zum Platz in einem Studiengang, dessen NC höher ist als deine Abi-Note. Beachte, dass in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche Regeln für Wartezeitquote und -semester gelten können.

Faktencheck 7: Studienabbruch heißt gescheitert sein

Völliger Quatsch. Vorweg: Es gibt unterschiedliche Gründe für einen Studienabbruch – sei es aufgrund von Krankheit, finanziellen Engpässen oder privaten Problemen. Genauso gibt es junge Menschen, die während des Studiums feststellen, dass eine Berufsausbildung für sie besser geeignet ist. In diesen Fällen ist ein Studienabbruch absolut verständlich und meist auch sinnvoll. Solltest du über den Abbruch des Studiums nachdenken, stehen dir spezielle Beratungsangebote an den Hochschulen zur Verfügung.

Irrglaube: Ein gutes Einkommen ist nur Studienabsolventen garantiert? Das ist nicht zwingend so! Es heißt zwar: „Je höher der Bildungsabschluss, desto mehr Geld“ – ein abgeschlossenes Studium sichert dir aber kein hohes Gehalt. Studienabsolventen in Deutschland verdienen oftmals so viel wie Meister oder Techniker.

Fazit: Nicht von den Mythen rund ums Studium verunsichern lassen

Jetzt weißt du über Zulassungsvoraussetzungen, Wartezeiten und den NC in der Studienbewerbung Bescheid. Wenngleich du im Internet viele nützliche Informationen erhältst, solltest du nicht allen Mythen rund ums Thema Studium Glauben schenken. Lass dich nicht verunsichern! Willst du dich für ein Studium bewerben, solltest du dich lieber direkt bei der jeweiligen Hochschule, einer Studienberatung oder auf speziellen Plattformen für Studierenden informieren.

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