Was sind die häufigsten Gründe für eine Ausbildung nach dem Studium?
Zugegeben: Der Einstieg in die Berufswelt ist gar nicht so einfach – selbst nicht mit abgeschlossenem Studium. Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt durch Digitalisierung und KI erfordern neues Wissen – für viele ein Grund, noch einmal von vorne anzufangen. Es gibt aber noch mehr Gründe, die für eine Ausbildung im Anschluss an das Studium sprechen.
Zu den häufigsten Gründen für eine Ausbildung nach dem Studium gehören unter anderem:
Geringe Jobperspektiven
Ein Bachelor in der Tasche bedeutet nicht, dass du direkt nach dem Studium deinen Traumjob findest. Zum einen sind gefragte Stellen auf dem Arbeitsmarkt rar und die Anzahl an Bewerbenden hoch. Auch wenn es bitter klingt: Kein Unternehmen hat auf dich gewartet. Hast du zusätzlich einen Abschluss in einem sogenannten „Orchideenfach“, kann trotz guter Benotung der Einstieg in die Berufswelt zu einer echten Herausforderung werden. Vielleicht war die Wahl eines seltenen oder ausgefallenen Studiengangs wie Sprachwissenschaften, Keltologie oder Onomastik doch nicht so optimal wie anfangs gedacht? Dann kann eine Umorientierung mit einer Berufsausbildung nach dem Studium sinnvoll sein.
Veränderter Arbeitsmarkt
Digitalisierung, Automatisierung und Künstliche Intelligenz – nicht nur der Alltag hat sich gewandelt, auch im Berufsleben ist der digitale Wandel längst eingezogen. Fakt ist: Die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich verändert und wird auch in den nächsten Jahren nicht davor Halt machen. Die rasante Entwicklung neuer digitaler Techniken fordert Unternehmen und Mitarbeitende zum Umdenken. Der richtige Umgang mit neuen Anwendungen ist maßgeblich an der Zukunft eines Unternehmens beteiligt. Zwar ist das digitale Zeitalter an der Uni nicht an dir vorbeigezogen, aber mit einer Ausbildung im Anschluss kannst du fehlendes Wissen sammeln und dich weiterentwickeln.
Fehlende Praxiserfahrung
Du hast gute Denkansätze und kannst Hypothesen aufstellen? Kein Wunder, da die meisten Studiengänge theoretisch ausgelegt sind. Das kann ein Vorteil gegenüber anderen Bewerbenden auf dem Arbeitsmarkt sein. Der Nachteil: Das fehlende Praxiswissen! Auch wenn du ein Praktikum während des Studiums in einem Unternehmen absolviert hast, sind Auszubildende dir in der Praxis größtenteils weit voraus. In den Lehrjahren arbeiten sie im Betrieb und kennen die alltäglichen Prozesse. Mit einer Ausbildung im Anschluss kannst du mehr Praxiserfahrung sammeln und gleichzeitig dein theoretisches Wissen direkt unter Beweis stellen.
Unzufriedenheit
Schon nach wenigen Wochen erkennst du, dass der gewählte Studiengang nicht das ist, was du dir erhofft hast. Oder studieren ist einfach nicht dein Ding? Hast du sogar schon daran gedacht, alles hinzuschmeißen und abzubrechen? Oder besitzt du den Ehrgeiz, um weiterhin durchzuziehen – trotz Unzufriedenheit? Eine Möglichkeit nach abgebrochenem Studium ist der Weg in die Ausbildung. So kannst du einen Beruf erlernen, der dich interessiert. Gleiches gilt, wenn du trotz Abschluss unzufrieden bist, weil der Bereich deines Studiengangs dir nicht liegt oder gefällt. Eine Ausbildung im Anschluss kann dich glücklich machen.
Schon gewusst: Wenn du eine Ausbildung in dem Bereich deines Studiengangs machst, besteht oftmals die Chance auf eine Verkürzung der Dauer von einem Jahr. Voraussetzungen sind dafür meist eine (Fach-)Hochschulreife sowie mindestens 30 ECTS-Credits aus deinem Studium.
Ausbildung – ja oder nein: Welche Optionen hast du nach abgeschlossenem Studium?
Egal ob du dein Studium abgebrochen oder den Bachelor vollendet hast – es gibt verschiedene Möglichkeiten neben einer klassischen Ausbildung, die du in Betracht ziehen kannst.
Optionen für Absolventen oder bei einem Abbruch des Studiums sind unter anderem:
1. Quereinstieg in den Arbeitsmarkt
Auch ohne Ausbildung kannst du in das Berufsleben einsteigen. Doch bedenke, dass du mit Abschluss oder abgebrochenem Studium als ungelernte Kraft zählst. Zwar ist der Quereinstieg in vielen Berufen möglich, allerdings können Suche und Bewerbungsverfahren mit Hürden verbunden sein.
2. IHK-Abschluss mit Externenprüfung
Eine IHK-Abschlussprüfung ist möglich, wenn du die Voraussetzungen für die Externenprüfung mitbringst. Dafür musst du für mindestens 27 Monate ein themenverwandtes Fach studieren. Außerdem ist ein Praktikum von einem halben Jahr in einem ähnlichen Beruf oder der Nachweis von 60 ECTS-Credits erforderlich. Das Wissen für die IHK-Prüfung lernst du im Selbststudium.
3. IHK-Fortbildungsabschluss
Wie wäre es mit einem IHK-Fortbildungsabschluss als Bilanzbuchhalter oder Fachwirt? Mit einem Studium über 39 Monate und einem anderthalbjährigen Praktikum in einem ähnlichen Bereich oder mindestens 120 ECTS-Credits sind IHK-Fortbildungsabschlüsse eine weitere Option.
4. Duales Studium
Eine Doppelqualifizierung mit dualem Studium kann deine Karrierechancen verbessern, da du einen Ausbildungs- und Studienabschluss erwirbst. Eine gesicherte Ausbildungs- und Studienplatzzusage sind dafür Voraussetzungen. Alternativ kannst du dein Studium mit einer inhaltlich verwandten beruflichen Tätigkeit oder verlängerter Praxiszeit kombinieren. Dann erhältst du allerdings keinen Ausbildungsabschluss.
5. Triales Studium
Der akademische Abschluss hat für dich hohe Priorität, gleichzeitig willst du nicht auf Praxiswissen verzichten? Dann bietet sich ein triales Studium an. Es dauert etwa vier bis fünf Jahre, aber: Du solltest viel Disziplin mitbringen. Im Gegensatz zur dualen Variante erwirbst du in diesem Fall zusätzlich zum Bachelorabschluss einen Gesellen- und Meisterbrief.
6. Schulische Ausbildung
Es gibt Berufe, deren Ausbildung ausschließlich in Schulen und nicht klassisch anteilig in Betrieben absolviert werden. Dies erfolgt in Vollzeit in einer Berufsfachschule, Fachakademie oder einem Berufskolleg. Hinzu kommen praxisbezogene Praktika. Die Dauer variiert insgesamt je nach Schule und Bundesland und liegt zwischen ein und dreieinhalb Jahren.
7. Duale Ausbildung
Hierbei handelt es sich um die klassische Berufsausbildung innerhalb des Betriebs und in der Berufsschule. Je nach Berufsschule kann der Unterricht im Blockwechsel von mehreren Wochen oder an festgelegten Wochentagen stattfinden. Innerhalb von zwei bis drei Jahren erwirbst du mit der dualen Ausbildung einen staatlich anerkannten Berufsabschluss vor der Industrie- und Handelskammer (IHK).
Wichtig zu wissen: Hast du dich für eine Ausbildung nach dem Studium entschieden, erhältst du eine Vergütung, die jedoch meist gering ist. Um die laufenden Kosten zu decken, gibt es verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten. Prüfe bei den jeweiligen Stellen, ob du Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe (BAB), Wohngeld oder Meister-BAföG hast!
Fazit: Ausbildung nach dem Studium als Chance und nicht als Rückschritt sehen
Wenige Jobperspektiven, fehlendes Praxiswissen und Unzufriedenheit mit dem gewählten Studiengang sind häufige Gründe, die dafür sorgen, dass der Beginn einer Ausbildung nach dem Bachelorabschluss keine Seltenheit ist. Spielst du auch mit dem Gedanken, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, gibt es neben der klassischen Ausbildung weitere Möglichkeiten für deine berufliche Zukunft. Egal, wie du dich entscheidest, wenn du ein konkretes Ziel hast, ist die Ausbildung nach dem Studium eine Chance und kein Rückschritt.
Gut zu wissen: Machst du eine schulische Ausbildung, kannst du unter Umständen BAföG erhalten. Wenn du während des Studiums bereits BAföG bezogen hast, kannst du in der Ausbildung allerdings wahrscheinlich keinen Anspruch mehr auf die Förderung erheben. Informiere dich beim BAföG-Amt, ob dir die Finanzierungshilfe zusteht.