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So klappt das Studium mit Kind

Du wirst während des Studiums schwanger? Oder du hast ein Baby, möchtest dich aber trotzdem einschreiben und Uni mit Wickeltisch vereinbaren? Das klappt – muss aber gut organisiert sein. Einige Tipps, was junge Mütter und Väter beachten sollten.

So klappt das Studium mit Kind

Für Schnellleser:

  • Erwartet ihr Nachwuchs? Überlegt als werdende Mütter oder Väter in Ruhe, wie ihr die kommenden Monate organisieren möchtet: Weiter studieren oder beurlauben lassen?
  • Als Mutter oder Vater musst du deinen Lernalltag anders organisieren und auf die Bedürfnisse deines Kindes Rücksicht nehmen.
  • Urlaubssemester sind eine gute Alternative zum Studienabbruch.
  • Die wichtigste Frage: Wie könnt ihr euer Kind betreuen lassen? Kümmert euch um einen Platz in der Uni-Kita.
  • Du machst dir Sorgen um die Finanzen? Für Studenten mit Kind gibt es viele Hilfen. Das Bafög wird zum Beispiel aufgestockt und es gibt Kindergeld.
  • Sprich mit deinen Professoren. Sie werden sicher Verständnis haben und bei Abgabeterminen und Co. ein Auge zudrücken.
  • Ein Fernstudium kann dabei eine Alternative zum Studium an einer Präsenz-Uni sein.

Erstmal ruhig bleiben und freuen

Egal ob geplant oder nicht – mit dem Gedanken, dass du nun wirklich Mama oder Papa wirst, musst du dich erst einmal ein paar Tage anfreunden. Bevor du dich Hals über Kopf ins Gedankenkarussell stürzt und am Ende gar noch in Stress gerätst - Hilfe!!!, wie soll ich das alles schaffen??? - setz dich hin und freu dich auf dein Kind.

Überlege dann in Ruhe, wie du die kommenden Monate organisieren möchtest. Entscheidend dabei ist natürlich die Frage: Könnt ihr als (Ehe-)Paar die Verantwortung für ein Kind teilen, oder seid ihr als Alleinerziehende auf euch selbst gestellt? Das macht es komplizierter aber nicht unmöglich. Selbst dann muss ein Kind während des Studiums keinen Karriereknick bedeuten, vielleicht sogar das Gegenteil. Denn: Wenn es mit Beruf und Karriere mit Anfang 30 richtig losgeht, sind eure Kinder bereits aus dem Gröbsten raus. Paare, die erst spät eine Familie gründen, müssen sich dagegen dann über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie Gedanken machen.

Den Alltag planen, Betreuung organisieren

Neben all den Dingen, die für das Baby besorgt werden müssen, steht nun die Frage im Vordergrund: Wie geht es mit dem Studium weiter? Was kann ich nach der Geburt an Pensum schaffen? Wer hilft mir bei der Betreuung? Am besten Zeitpuffer in den Alltag einbauen und versuchen, Unterstützung von Verwandten und Freunden zu organisieren. Können Sie als Betreuung einspringen?

Falls das nicht möglich ist: Hochschulen bieten spezielle Hilfen für Studenten mit Kindern an, damit diese den Elternalltag besser bewältigen können. Du wendest dich deshalb am besten direkt an die Beratungsstelle der Universität oder des Studentenwerks. Dort kannst du erst einmal ausloten, wie familienfreundlich die eigene Uni eigentlich ist. Gibt es etwa Wickeltische, Stillräume oder ein Eltern-Café?

Viele Hochschulen und Institute bieten Kita-Plätze für die Kinder von Mitarbeitern und Studenten an. Doch die Nachfrage ist oft größer als das Angebot, weswegen die Wartelisten häufig sehr lang sind. Dennoch ist die Betreuung in einer Campus-Kita ideal: Die Wege sind kurz und du kannst sogar zwischen den Vorlesungen beim Kind vorbeischauen. Daher ist eine Campus-Universität für Studenten mit Kind auch besser geeignet als solche Hochschulen, deren Einrichtungen und Institute über die ganze Stadt verteilt sind. Die Entfernungen zwischen Wohnung, Hörsaal, Bibliothek und Kita sind einfach kürzer.

Manche Unis - wie etwa die in Heidelberg - vermieten übrigens günstige Familienwohnungen. In manchen Mensen dürfen die Kinder der Studierenden kostenlos mitessen. Erkundige dich beim Studentenwerk!

Mit den Dozenten sprechen

Wenn du schwanger bist oder Papa wirst, solltest du in jedem Fall auch das Gespräch mit deinen Dozenten suchen: An der Freien Universität Berlin beispielsweise werden Studenten mit Kind bevorzugt für Seminare zugelassen. So können sie beliebte Seminare auch zu Zeiten besuchen, in denen Kindertagesstätten geöffnet sind.

Und: Viele Dozenten und Professoren lassen durchaus mit sich reden, wenn es doch einmal eng wird. Viele haben Verständnis für die Situation studierender Eltern und verlängern auch mal die Abgabefristen für Hausarbeiten oder akzeptieren mehr Fehltermine als die üblichen ein bis zwei.

Nach Absprache mit den Dozenten kannst du das Kind auch ausnahmsweise mit in eine Vorlesung nehmen: Dazu das Baby am besten vorher füttern und nah am Ausgang sitzen.

In machen Studienzweigen gibt es auch Sonderregelungen, sollte sich eine Schwangerschaft mit dem Besuch bestimmter Veranstaltungen aus gesundheitlichen Gründen nicht vereinbaren lassen. In Berlin etwa gibt es für schwangere und stillende Studentinnen interaktive Praktikumsexperimente am PC. Das hilft den Studentinnen, die nicht mit toxischen Stoffen in Verbindung kommen dürfen. Sie können mit Hilfe des Computers einige wichtige Experimente virtuell nachvollziehen.

Anders Lernen

Auch wenn das Kind gut betreut wird – Mütter und Väter müssen anders lernen als früher. Vorlesungen und Seminare besuchen, in der Bibliothek recherchieren, Referate vorbereiten und Hausarbeiten schreiben: All das musst du nun tagsüber erledigen. Denn bist du erst einmal mit dem Kind zu Hause, bleibt dafür keine Zeit. Und gerade in der Anfangszeit mit Baby sind die Abende auch keine Option.

Beurlauben lassen statt abbrechen

Wenn du nach Geburt und Wochenbett erst einmal eine längere Zeit mit dem Baby zu Hause verbringen möchtest, kannst du auch das tun, ohne das Studium abbrechen zu müssen. Für die Betreuung und Erziehung eigener Kinder kannst du dich vom Studium beurlauben lassen. Damit steigt die Semesterzahl nicht weiter – ein Vorteil also, anstatt eingeschrieben einfach zu Hause zu bleiben, oder sich zu exmatrikulieren.

Trotzdem dürften junge Eltern inzwischen während der Urlaubssemester in einigen Studiengängen Seminare besuchen, Prüfungen ablegen und Hausarbeiten einreichen. Wo was geht, sprichst du am besten direkt mit der eigenen Hochschule ab. Die Beurlaubung ermöglicht es außerdem, Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld II zu beantragen.

Finanzielle Hilfe suchen

Oft ist das Geld während des Studiums ja sowieso schon knapp – und der Nebenjob fällt mit Baby meistens auch flach. Wie also über die Runden kommen?

Wenn du Bafög beziehst, solltest du zunächst einmal dafür sorgen, die Zahlung über die übliche Förder-Höchstdauer hinaus zu verlängern. Dazu reicht ein formloser Antrag. Das örtliche Studentenwerk oder Bafög-Amt hilft dir weiter. Außerdem gibt es für Bafög-Empfänger den Kinderbetreuungszuschlag: Studierende, die mit ihren Kindern unter zehn Jahren in einem Haushalt leben, können einen Kinderbetreuungszuschlag in Höhe von 113 Euro für das erste Kind und 85 Euro für jedes weitere Kind erhalten.

Außerdem steht dir Kindergeld zu. Für das erste und zweite Kind bekommst du monatlich 190 Euro. Zuständig ist die Familienkasse, in deren Bezirk du deinen Wohnsitz hast.

Geht dein Kind in eine Kita oder wird von einer Tagesmutter betreut, kannst du einen Betreuungskostenzuschuss beantragen – und zwar beim örtlichen Jugendamt.

Nicht zuletzt fördert die Bundesstiftung „Mutter und Kind“ schwangere Studentinnen: Die Bundesstiftung will Frauen die Fortsetzung der Schwangerschaft und den Start ins Familienleben mit unbürokratischen Hilfen erleichtern. Sie hilft werdenden Müttern in finanziellen Notsituationen, wenn eine Unterstützung über andere Sozialleistungen nicht möglich ist. Um Stiftungsgelder zu erhalten, wendest du dich an eine Schwangerschaftsberatungsstelle (beispielsweise pro familia).

Darüber hinaus gibt es noch weitere finanzielle Hilfen vom Staat, beispielsweise das Elterngeld oder Sozialleistungen nach dem ALG II: Was du davon in welcher Höhe nutzen kannst, hängt aber stark von deiner persönlichen Situation ab. Weitere Infos bekommst du beim Familienportal des Familienministeriums : unter Kind und Studium und auf Studis online .

Alternative Fernstudium

Von der Kita in den Hörsaal hetzen, danach zum Dozentengespräch, in die Bibliothek und wieder zur Kita – das ist dir zu stressig? Du willst den Studienabschluss – aber an der Präsenzuni klappt es nicht, Studium und Baby zu vereinbaren? Eine Alternative könnte ein Fernstudium sein. Vorlesungen via E-Learning-Portal hören, wenn das Baby schläft, Übungsaufgaben büffeln, wenn es in der Kita ist, und selbst der Dozent nimmt sich Zeit, wenn es für dich am besten ist – diese Vorteile haben Fernhochschulen. Ein Nachteil ist allerdings: Ein Fernstudium kostet meist eine ordentliche monatliche Gebühr.

Hilfe vor Ort

Auch mit finanziellen Hilfen und wenn die Betreuung geregelt ist, bleibt das Studium mit Kind eine große Herausforderung. Daher finden Studierende mit Kind Ansprechpartner in den Sozialberatungsstellen, den Psychologischen Beratungsstellen und Kinderbetreuungseinrichtungen der Studentenwerke.

Eure Ansprechpersonen in den Hochschulen findet ihr in der allgemeinen Studienberatung, den Prüfungsämtern (beispielsweise, wenn Fristen nicht eingehalten werden können), oder auch beim Allgemeinen Studentenausschuss (AstA). Direkte Ansprechpartner und Hilfe vor Ort fndet ihr in der Beratungsstelle des Studentenwerks .

Fakten ums Studieren mit Baby

Fünf Prozent der Studierenden in Deutschland haben ein Kind oder mehrere Kinder. 50 Prozent sind verheiratet, 36 Prozent leben in fester Partnerschaft, 14 Prozent leben ohne festen Partner.Bundesweit betreiben 54 Studentenwerke 232 Kindertagesstätten mit gut 8.300 Plätzen. Rund 4.100 der dort betreuten Kinder sind jünger als drei Jahre. Das Angebot der Studentenwerke umfasst neben der klassischen Kinderbetreuung folgende Serviceleistungen:

  • 53 Studentenwerke bieten Familienwohnungen in Wohnheimen an
  • 33 Studentenwerke haben Spiel-, Wickel- und Stillräume in ihren Mensen
  • in 36 Mensen essen Kinder kostenlos
  • 21 Studentenwerke ermöglichen eine flexible Kurzzeitbetreuung von Kindern außerhalb der Regelbetreuungszeit
  • 51 Studentenwerke bieten erweiterte Betreuungszeiten an
  • 42 Studentenwerke halten spezielle Beratungsangebote für Studierende mit Kind vor

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