Warum überhaupt das Auto sharen?
In großen Städten braucht eigentlich keiner mehr ein Auto. Es gibt reichlich Busse, Tram- und S-/U-Bahnen, um von A nach B zu kommen. Und wer doch ein Auto hat merkt schnell: Es gibt in den meisten Städten verdammt wenig Parkplätze, dafür aber zu den Hauptverkehrszeiten verdammt viele Staus. Und wer ein Auto hat, der parkt es meistens nur – 23 Stunden am Tag steht der fahrbare Untersatz laut Statistik unbenutzt herum. Entweder hast auch du dein Auto schon abgeschafft oder dir einfach nie eines gekauft, es handelt sich ja auch um keine ganz billige Anschaffung. Über 1 Million Menschen in Deutschland achten aufs Geld und nutzen daher schon Carsharing-Dienste.
Der Unterschied zum Mietwagen
Carsharing boomt, weil es einfach cleverer ist als der normale Mietwagen. Einen Mietwagen musst du aufwendig buchen, zahlst dann mindestens einen ganzen Tag und jedes Mal heißt es: Formulare ausfüllen. Carsharing ist anders: Per Smartphone kannst du den Wagen meistens rund um die Uhr leihen. Abgerechnet wird in der Regel nur das, was du auch gefahren bist. Sprit ist schon inbegriffen, Versicherung auch. Und je nach System, brauchst du das Auto auch nicht im hintersten Stadtteil abzuholen, es steht vielleicht schon ganz in deiner Nähe: Karten mit den aktuellen Standorten der Fahrzeuge gehören zur Grundausstattung der Apps.
Schnäppchenjagd zum Mitverdienen: privates Carsharing
Beim privaten Carsharing vermittelt eine Plattform private Kfz-Inhaber, und –Ausleiher, die App ist sozusagen eine Dating-App für Fahrzeuglose und Autobesitzer. Die Idee: Wer ein Auto leiht, zahlt eine geringe Gebühr, aber auch Sprit und Parkgebühren. Wer sein Auto aber verleiht, der erhält einen Teil der Carsharing-Mieteinnahmen – und kann damit sein Auto unter Umständen (teilweise) finanzieren. Mit bis zu 200 € pro Woche kann kannst du je nach KFZ-Typ und Konkurrenzangebot rechnen. Allerdings musst du dieses Geld als Einkommen versteuern und natürlich bedenken, dass du ein verliehenes Auto nicht gleichzeitig selbst nutzen kannst – etwas Planung wird erforderlich. Die Schlüsselübergabe kostet jeweils etwas Zeit, ebenso der Umgang mit Leihsündern, die am Ende nicht wieder volltanken.
Welche Anbieter gibt es?
CarUnity
ist ein neuer privater Carsharing-Dienst von Opel. Jeder kann dort mitmachen, sein Auto verleihen und damit Geld machen, aber umgekehrt natürlich auch Autos ausleihen. Übrigens müssen das keine Opel sein, es sind beliebige Autos möglich. Für den „CarMieter“ gibt es weder Anmelde- noch Grundgebühren, „CarBieter“ bestimmen selbst, was ihr Autoverleih kosten soll. Die Preise liegen bei 25 bis 100 € pro Tag. Einen Teil der Leihgebühren (15 Prozent) streicht CarUnity ein und organisiert dafür den Marktplatz, die Versicherung und Support. Das Ganze ist ein bisschen wie Airbnb für Autos und ganz gut mit Facebook verknüpft, auch können sich Bieter und Nehmer gegenseitig bewerten.
Im Vergleich dazu ist
Drivy
für den Vermieter teurer, denn Drivy will 30 Prozent der auch hier vom Vermieter festlegbaren Vermietungsgebühren. Doch Drivy (früher „autonetzer.de“) ist Marktführer und im Bereich Carsharing ein Veteran, entsprechend ist das Angebot dort derzeit noch größer als bei CarUnity. Ebenfalls ein Veteran ist
tamyca
, auf deren System CarUnity teilweise beruht und die ebenfalls nur 15 Prozent Vermittlungsgebühr nehmen.
Frei und flexibel: Free Floating Carsharing
Beim „Free Floating“ gibt es keine Abholstationen: Die Autos stehen einfach in der Gegend herum. Die App des Anbieters zeigt auf einer Map, wo die nächsten Wagen parken, welche Modelle es sind und wieviel Benzin noch im Tank ist. Mit Deinem Smartphone gehst du zum Auto und öffnest es per Code, nach der Fahrt stellst du es auf einem öffentlichen Parkplatz wieder ab. Einfacher geht’s wirklich nicht.
Bei
DriveNow
von BMW und Sixt gibt es sowohl BMW „Mini“-Autos als auch echte BMWs. Der Dienst ist in den größten deutschen Großstädten verfügbar, zusätzlich aber auch in europäischen Metropolen wie London oder Wien. DriveNow verlangt ab 31 Cent pro Minute, einige BMW-Modelle kosten etwas mehr, im Sommer gibt’s auch Cabrios. Wie beim Handy gibt es Prepaid-Angebote (man zahlt ein und „fährt sein Geld ab“) und Paketpreise, zum Beispiel 29 € für 3 Stunden oder 109 € für 24 Stunden.
Was BMW kann, kann Daimler natürlich auch: Das Angebot von Mercedes-Benz heißt
Car2Go
und steht in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Köln, München und weiteren Städten zur Verfügung. Reisende leihen auch in Amsterdam, New York, Rom und anderen Weltstädten die Wagen. Leider fährt man keinen dicken Mercedes, sondern nur einen kleinen Smart, dafür findest du damit meist immer einen Parkplatz. Car2Go kostet ab 29 Cent pro Minute, eine Stunde für 14,90 €, 24 Stunden für 59 €.
In Berlin gibt’s
Multicity
, die für 28 Cent pro Minute Autos verleihen – mit Kosten-Airbag von maximal 39 € pro Tag.
Regional stark: stationsgebundenes Carsharing
Hier stehen die Autos an Abholstationen, müssen vorher gebucht und am Ende wieder zu den Stationen zurückgefahren werden. Hier bist du also weniger frei, auch gibt es nur wenige große und viele regionale Anbieter. Die gibt es jedoch in fast 500 Städten, also sicher auch in deiner Nähe. Infos bietet der Bundesverband
CarSharing
in der Mitgliederliste und auf einer Landkarte.
Was früher lahm DB Carsharing hieß, ist heute
Flinkster
und bietet eigentlich alles, was man zum Autoleihen braucht. Etwa 7.000 Fahrzeuge warten an 1.000 Stationen, meist an Bahnhöfen. Geliehen wird per App. Du kannst zwischen verschiedensten Typen wählen, von der Spritsparbüchse bis zum Statussymbol, auch Transporter. Die Tarife sind kompliziert: Es gibt den bundesweiten Tarif, bei dem man tagsüber 2,50 pro Stunde (40 € pro Tag) zahlt, und den regionalen Tarif, bei dem man Kleinwagen schon umsonst kriegen kann, aber eine Grundgebühr von 10 € pro Monat zahlen muss. Die Bahncard spart die Anmeldegebühr zum bundesweiten Tarif ohne Grundgebühr. Wichtig: Via Flinkster kann man auch Autos von Car2Go und Multicity leihen.
Stadtmobil
war einer der frühesten Carsharing-Anbieter überhaupt. Stationen gibt es in Berlin, Hannover, Karlsruhe, Stuttgart und einigen Rhein-Ruhr-Gebieten. Die Kosten setzen sich beim genaueren Hinschauen aus Fahrzeugklasse, Zeitraum (ab 1,50 €/h), Kilometerzahl (ab 23 Cent/km) plus Grundgebühr zusammen; sie werden auf der Website erst angezeigt, wenn man konkret berechnet, wann man wo hin will. Stadtmobil Tarifrechner hier.
Interessant ist auch der Anbieter
teilAuto
, der dir vom Mini über Kombi bis zum Bus alle Arten von fahrbarem Untersatz anbietet und diese in verschiedenen Tarifmodellen für Vielfahrer und Einsteiger bündelt. Ähnliches gibt bei
book-n-drive
, wo du zwischen verschiedenen Kombinationen mit und ohne Monatsgrundgebühren wählen kannst. Vor allem im Norden Deutschlands verbreitet ist
Cambio
mit verschiedensten Fahrzeugtypen.
Fazit
Wenn du beruflich täglich mit dem Auto pendelst oder anders nicht zur Uni kommst, ist Carsharing zu teuer. Und bei einem Wochenendausflug bist du meistens mit einem klassischen Mietwagen günstiger dran. Doch bei kurzen Strecken und stundenweisem Leihen ist Carsharing unschlagbar günstig. Tipp: Es lohnt sich, in deiner Stadt zu prüfen, ob der regionale Verkehrsverbund bei Monatskarten auch Carsharing-Angebote in petto hat, gegebenenfalls sogar Studentenrabatte anbietet.